Ein wichtiger Meilenstein im Projekt Stadtbahn Europaviertel ist erreicht: Die Tunnelbauer haben die Tunnelbauarbeiten unter dem Platz der Republik in beiden Röhren erfolgreich abgeschlossen – herzlichen Glückwunsch! Die technisch anspruchsvollen Arbeiten 17 Meter unter einem der wichtigsten Verkehrsknoten Frankfurts verliefen sicher und gut: Nachdem Tunnelbohrmaschine (TBM) EVA etwa 850 Meter je Röhre aufgefahren hatte, stellten 28 Tunnelbauer im bergmännischen Vortrieb unter Druckluft im 24/7-Schichtbetrieb in der Südröhre 11 Meter und in der Nordröhre 3 Meter Tunnel her.
Mit der Fertigstellung des Tunnels sind zwei Premieren im Frankfurter Untergrund erfolgreich gelungen: Der erste maschinelle Tunnelvortrieb mit einer Tunnelbohrmaschine und die Herstellung des Anschlusses im bergmännischen Vortrieb unter Druckluft.
Bergmännischer Vortrieb: Erfolgreiche Tunnelbauarbeiten unter Druckluft
Die nicht alltäglichen Arbeiten unter dem Platz der Republik waren für alle Beteiligten eine verantwortungsvolle und besondere Aufgabe: Die letzten Meter bis zum Bestandsbauwerk – hier wendet die U5 aktuell – wurden in bergmännischer Bauweise sozusagen mit Hammer, Pike und Kleingerät hergestellt, da die Wand des unterirdischen Anschlussbauwerks aus den 1990er Jahren nicht von der Tunnelbohrmaschine durchfahren werden kann. Eine Besonderheit hierbei war das Arbeiten unter Druckluft. Dafür wurde in beiden Röhren nach dem Rückbau der TBM eine technische komplexe Druckluftschleuse eingebaut: Denn indem ein Luftdruck erzeugt wird, der dem Druck des von außen anstehenden Grundwassers entspricht, dringt kein Wasser in den Arbeitsbereich ein. Zusätzlich zur Druckluft wurde der Boden rund um das Anschlussbauwerk temporär vereist und es entstand ein begrenzter, wasserdichter Frostkörper – so waren die Tunnelbauer bei ihren Arbeiten unter Tage doppelt vor eindringendem Boden und Grundwasser abgesichert.
Beim bergmännischen Vortrieb wird mithilfe eines Tunnelbaggers der anstehende Boden Abschlag für Abschlag in kleinteiligen Arbeitsschritten entfernt. Anschließend wird der entstandene Hohlraum mit Bewehrungsmatten aus Stahl und Spritzbeton, der sogenannten Außenschale gesichert, bevor der nächste Abschlag ausgebrochen wird. So entstanden nach und nach die beiden Tunnelröhren bis zur Betonwand des Bestandsbauwerks.
Nach Abschluss des bergmännischen Vortriebs mussten die Tunnelbauer die sogenannte Tunnelinnenschale herstellen. Dabei wurde in die bereits hergestellte Tunnelaußenschale eine zweite Schale eingebaut. Dafür wurden abschnittweise Schalungen aus Holz und Bewehrungsstahl eingebaut, diese wurden anschließend in Etappen betoniert. Bei der Schalung handelt es sich sozusagen um die Gussform für den Beton und die Bewehrung aus Stahl erhöht die Tragfähigkeit des Betons. So erhielt der bergmännische Tunnel seine endgültige Innenwand, die dem Tunneldurchmesser des maschinell gebauten Tunnels entspricht.
Mit der Tunnelinnenschale wurde zudem eine aufwändige Übergangskonstruktion hergestellt, die die neuen Tunnelröhren mit dem alten Bestandsbauwerk aus den 1990er Jahren verbindet – eine besondere technische Herausforderung, denn diese anspruchsvolle Konstruktion sorgt dafür, dass der Übergang zwischen den beiden Bauwerken gegen das anstehende Grundwasser abgedichtet ist und kein Wasser eindringt.
Bestandswand als Harvarieschott & Tunnelpatin Franziska Reichenbacher verabschiedet sich
Ein Durchschlag zum Bestandstunnel wird erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen, denn erst wenn die Gleisanlage und fahrtechnischen Einbauten wie Kabelkanäle im Übergang zwischen Röhren und Bestand eingebaut werden, muss die Wand geöffnet werden. Bis es soweit ist, dient die Wand, die derzeit den neuen und den alten Tunnel trennt, als Havarieschott. So sind im Falle eines unvorhergesehenen Störfalls sowohl der Bestand als auch die neuen Tunnelröhren geschützt.
Mit Abschluss der Tunnelbauarbeiten endet auch das Amt der Tunnelpatin Franziska Reichenbacher. Als irdische Vertreterin der heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Tunnelbauer, hatte sie die Baustelle seit 2019 begleitet und regelmäßig besucht.
Tunnelbau abgeschlossen: Wie geht es weiter?
Nachdem das „Nadelöhr“ Tunnelbau geschafft ist, können ab sofort Aushub und Bau der Station „Güterplatz“ starten. Denn nachdem die Tunnelbauarbeiten abgeschlossen sind, können die beiden Tunnelröhren im Bereich der Station verfüllt werden. Dies ist technisch notwendig, damit die 180 Meter lange und bis 30 Meter breite Baugrube sicher bis auf 25 Meter Tiefe sicher ausgehoben werden kann.
Alle Angaben vorbehaltlich kurzfristiger Änderungen im Bauablauf.
Clip „U5 ins Frankfurter Europaviertel: Arbeiten unter Druck“
Näheres zu den erfolgreich abgeschlossenen bergmännischen Vortriebsarbeiten können Interessierte auf Youtube im Clip „U5 ins Frankfurter Europaviertel: Arbeiten unter Druck“ erfahren.
Clip „U5 ins Frankfurter Europaviertel: So funktioniert der Tunnelbau“
Näheres zu den bereits Ende Mai 2021 abgeschlossenen Tunnelvortriebsarbeiten können Interessierte auf Youtube im Clip „U5 ins Frankfurter Europaviertel: So funktioniert der Tunnelbau“ erfahren.
Bei Fragen zum Projekt, Anliegen und Beschwerden können Sie sich gerne bei uns melden!
Unsere Anliegermanagerin Anna Holthaus ist für Sie erreichbar: Montags bis freitags von 08 bis 17 Uhr telefonisch unter 0171 862 41 85, per Email über info(at)sbev-frankfurt.de sowie nach Vereinbarung über MS Teams oder vor Ort auf der Baustelle.