648 Tage war die Düsseldorfer Straße für den Verkehr stadtauswärts zwischen Karlstraße und Mainzer Landstraße gesperrt, denn am Platz der Republik musste im Rahmen der Verlängerung der Stadtbahnlinie U5 ins Europaviertel ein Notausstieg hergestellt werden: Alle 600 Meter muss es so einen Notausstieg geben, sodass man im Ernstfall den Tunnel nach maximal 300 Meter verlassen kann. Auch die Feuerwehr gelangt im Brandfall über einen Notausstieg in den Tunnel. Das Bauwerk ist nun im Rohbau fertiggestellt und damit ist ein weiterer kleiner Meilenstein im Projekt „Stadtbahn Europaviertel“ erreicht.
Seit vergangener Woche ist der Bereich am Platz der Republik für den Verkehr in Richtung Messe wieder freigegeben. Vorausgegangen sind Bauarbeiten, bei denen es auch Überraschungen gab: So „entdeckten“ die Tiefbauer beim Herstellen der Baugrube nicht nur einen alten Stollen, sondern auch einen Kanal und sie stießen auf sogenannte Alt-Anker, die in keinen Plänen dokumentiert waren. Mit kurzfristigen Änderungen der Bauabläufe und flexiblem Handeln aller Akteure konnte nun der Notausstieg im Rohbau fertiggestellt werden. „Es ist immer eine Herausforderung, in der Innenstadt zu bauen, umso mehr freuen wir uns, dass nun dieses Teilprojekt, das mit mehreren Überraschungen im Baugrund zu kämpfen hatte, an diesem wichtigen Frankfurter Verkehrsknotenpunkt fertiggestellt ist“, erklärt Ingo Kühn, technischer Geschäftsführer der Stadtbahnprojektbaugesellschaft mbH (SBEV GmbH). Zusätzlich mussten im Zuge der Arbeiten auch diverse Leitungen im Bereich des Baufelds auf engstem Raum neu verlegt werden.
Auch beim Bau des Notausstiegs in acht Metern Tiefe gab es für die Ingenieurbauer technische Herausforderungen zu meistern, wie Nicol Bojda, Bauleiterin beim Baukonzern Porr Deutschland, schildert: „Es ist eine anspruchsvolle Aufgabe, das Bestandsbauwerk aus den 1970ern mit dem neuen Bauwerk so zu verbinden, dass es auch wirklich gegen das anstehende Grundwasser abgedichtet ist und kein Wasser eindringt.“
Den Zugang zum Notausstieg ermöglicht ein hydraulisches Bodentor, das sich witterungs- und stromunabhängig von außen mit Hilfe eines Schlüssels bzw. von innen mittels eines Knopfs öffnen lässt. Innerhalb von acht Sekunden öffnet sich das Tor, zum Schutz der Passanten ist das Bodentor mit einem optischen und akustischen Warnsignal ausgestattet.
Weiterhin laufen zwölf Meter unter dem Platz der Republik in der Südröhre aktuell die bergmännischen Tunnelbauarbeiten: Nachdem das 72 Tonnen schwere Schneidrad unter Druckluft aufwändig zerlegt und in Einzelteilen geborgen wurde, stellen die Mineure nun unter Druckluft den Anschluss mithilfe eines Tunnelbaggers Abschlag für Abschlag kleinteilig her. Der entstandene Hohlraum muss pro Abschlag immer wieder mit Bewehrungsmatten und Spritzbeton gesichert werden, bevor der nächste Abschlag ausgebrochen werden kann. So entsteht Stück für Stück der restliche Tunnel in Richtung Anschlussbauwerk. In der Nordröhre wird derzeit die Druckluftschleuse eingebaut, damit auch dort mit dem bergmännischen Tunnelvortrieb begonnen werden kann.
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